Der Annahme eines groben Fehlers steht nicht entgegen, dass es sich bei dem Praxismitarbeiter bloß um einen Berufspraktikanten gehandelt hat. Denn für die Bewertung eines Behandlungsfehlers sind nicht die Kenntnisse eines Praktikanten, sondern die einer standardgemäß ausgebildeten Fachkraft - hier einer MTRA - zugrunde zu legen.
Dieser Fall aus dem Bereich des Arzthaftungsrechts zeigt die schwerwiegenden Folgen grober Befunderhebungsfehler. Der behandelnde Augenarzt erkennt einen Tumor im Auge eines Babys nicht. Erst Monate später finden Ärzte einer Spezialklinik raus, dass der Tumor bereits im höchsten Stadium entwickelt ist. Der einzige Weg bleibt die operative Entnahme des Auges. Mit frühzeitiger, korrekter Befunderhebung und entsprechender Behandlung wäre dies vermeidbar gewesen.
Zur Entscheidung des OLG Koblenz, Urt. v. 3. 5. 2007 - 5 U 567/05 Geburtsschaden und Arzthaftung Es liegt ein grober Behandlungsfehler vor, wenn das CTG beim ungeborenen Kind Unregelmäßigkeiten der Herztöne aufzeigt und keine Blutgasanalyse vorgenommen wird. Zum Fall: Eine schwangere Patientin wird mit Wehentätigkeit in der Frauenklinik aufgenommen. Zur Überwachung der Herztöne des Kindes wird die Patientin an ein CTG angeschlossen. Im Verlauf der Überwachung kommt es immer wieder zu...
Nicht selten versuchen sich Berufsunfähigkeitsversicherungen ihrer vollständigen Leistungspflicht dadurch zu entziehen, indem dem Kunden bzw. Versicherungsnehmer nach Eintritt der Berufsunfähigkeit (=Versicherungsfall) sogenannte Vergleiche, Abwicklungsverträge oder befristete Berufsunfähigkeitsregelungen oder Formulare "untergeschoben" werden. Oftmals möchte die Berufsunfähigkeitsversicherung nämlich verhindern, ein Anerkenntnis nach § 173 VVG abgeben zu müssen, denn durch ein...
Entscheidung BGH, NJW 1989, 2332: Eine unterlassene Röntgendiagnostik ist ein grober Behandlungsfehler Zum Fall: Ein Mann verunglückte bei einem Verkehrsunfall und kam mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus. Im Krankenhaus gab der Patient starke Schmerzen im Schultergelenk an. Der behandelnde Arzt musste in diesem Fall dem Verdacht einer Eckgelenkssprengung nachgehen, nachdem der Patient auch Tage nach dem Unfall weiter über starke Schmerzen im Bereich der Schulter klagte. Dies erfolgt...
Zur Entscheidung des OLG Köln, VersR 1997, 366: Erfolgt der tägliche Verbandswechsel nicht durch den Arzt bei einem luxiertem Mittelfinger, der operativ eingerichtet wurde, so ist dies ein grober Behandlungsfehler! Zum Fall: Der Patient erlitt durch einen Sturz eine Luxation des Mittelfingers. Die operative Versorgung der Luxation erfolgte verspätet, deshalb musste mit einem erhöhten Infektionsrisiko gerechnet werden. Auf Grund dieser Gegebenheiten war der tägliche Verbandswechsel von...